20 Februar 2014

Das schönste an einem Jahr in der Fremde ist, die Fremde in Nähe zu verwandeln.

Seit meinem letzten Eintrag ist wieder einmal viel Zeit vergangen. Meine Ausreden kennt nun bestimmt schon jeder, aber sich aufzuraffen über die vergangene Zeit zu schreiben, die eigentlich noch vor kurzem Gegenwart war und nun wie ein wunderschöner Traum in den Gedanken schwebt, ist nicht immer so leicht.

 "O tempo passa muito rápido." (Die Zeit vergeht sehr schnell) ist wahrscheinlich der meist benutzte Satz auf meinem gesamtem Blog, aber ich einfach muss es immer und immer wieder erwähnen, weil es mich ehrlich gesagt ein wenig schockt, zu wissen, dass ich schon fast 200 Tage hier bin und mir nur noch 3 Monate und ein paar Wochen bleiben um mein Abenteuer, meinen Traum, mein neues Leben zu leben. Es ist, als würde ich schon Jahre lang hier leben, die Menschen behandeln mich nicht mehr wie eine Austauschschülerin, mit meiner Gastfamilie verstehe ich mich, als wäre ich aus ihrem Holz geschnitzt und in der Schule bekomme ich nun sogar alle Aufgaben hin, die mir gestellt werden. Ja, ich kann sagen, dass ich hier ein zweites zuhause gefunden  habe und ja, ich vermisse dennoch mein altes, und einzig wahres zuhause, mit all denen, die schon sehnsüchtig auf den Tag warten, an dem sich die Tür der Gepäckausgabe öffnet und die neue, bessere Elisa auf sie zukommt (...-rennt trifft es vielleicht besser). In letzter Zeit habe ich viel verglichen, was sich verändert hat und es ist einfach so wahnsinnig viel. Am Anfang hätte ich wahrscheinlich gedacht: " Oh Gott, niemals. Ich doch nicht." , wenn mir einer erzählt hätte das ich ein absoluter Gemüsefreak geworden bin und täglich neue Rezepte ausprobiere, von Kuchen über Fisch bis hin zu gefüllter Zucchini. (Ja, es schmeckt auch)
Mit Sicherheit hätte ich auch nie geglaubt, dass nun immer freiwillig abwasche, obwohl die Putzfrau das ohne Frage machen würde oder das aus mir ein Fitnessstudio-junkie geworden ist, der es keine 2 Tage ohne aushält.
... Ein Jahr allein im Ausland kann so viel verändern, es macht dich selbstständiger, handlungsbewusster und Erwachsen. All das und noch viel mehr. Und es macht mich unendlich traurig, fast jede Woche mindestens 2 mal von den Personen meiner Gastfamilie oder von neu gewonnenen Freunden zu hören, dass ich nie wieder nach Deutschland gehen, sondern bei ihnen bleiben soll.


Aber genug davon, ein wenig muss ich dann schließlich doch von der letzten Zeit berichten. Die Ferien sind nun seit Ende Januar vorbei und damit auch das tägliche ausschlafen, Sonnen am Pool, etc... Bevor es aber wieder in die Schule ging, war ich noch 4 Tage in Salvador mit meiner Gastmama. 


Salvador ist die drittgrößte Stadt Brasiliens, Hauptstadt des nordöstlichsten Bundesstaates Bahia und liegt traumhaft schön an der Küste. Es ist eigentlich dauerhaft warm dort und wenn es mal kalt wird, dann minimal 18°C. Die meisten Menschen haben noch nie Schnee gesehen, geschweigeden ein Minus vor ihren Temperaturanzeigen.
Wir haben in Salvador wirklich viel erlebt und die wichtigsten Sehenswürdigkeiten habe ich auch zu Augen bekommen. Alles in allem war es ein perfekter Kurztrip mit Strand, frischen Kokosnüssen und vielen neuen Erfahrungen.


Zum ersten Schultag wurden dann in der Turnhalle alle Lehrer für die neuen Schüler vorgstellt, es wurde Basketball gespielt und Karaoke gesungen - also alles in allem ein recht lässiger erster Schultag (zu dem viele gar nicht erst gekommen sind).  Die erste Woche war schrecklich und kaum zu überstehen, da in Sao Paulo der heißeste Sommer seit ca. 50 Jahren herrschte und wir bei 38 °C, 2 Ventilatoren und 32 Mitschülern kaum atmen konnten und die Schuluniform wie ein dicker Pelzmantel an der Haut klebte.
Nun ist aber der Alltag wieder eingekehrt, die Temperaturen sind wieder normal und die nächsten Ferien lassen (zum Glück) nicht lang auf sich warten, denn Anfang März geht der Karneval los! Ja, hier bekommt man eine ganze Woche nur wegen ''Fasching'' Ferien, was ich natürlich super finde, so als begeisterter Karnevalfan. In meiner gesamten Zeit hier war ich bisher zweimal in einer Sambaschule und konnte die Tänzer beim Vorbereiten bestaunen, nun wird es endlich ernst. Ich bin total gespannt wie das alles hier abläuft, aber eins ist sicher, das Wort ''Ruhe'' wird in dieser Woche nicht ein einziges Mal auftauchen.
Im nächsten Blogeintrag könnt ihr dann also über das Thema lesen, wofür Brasilien so bekannt ist. 




Ein schönes Wochenende und liebe Grüße vom anderen Ende der Welt, eure Elisa ♥


Ps: nicht vergessen in der Galerie vorbeizuschauen! :-)